Akten deutscher Bischöfe seit 1945. Bundesrepublik Deutschland 1956–1960, bearb. v. Heinz Hürten, Paderborn [u. a.] 2012
Nach den »Gründerjahren« setzte in der Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre in der gesamten Wirtschafts-, Arbeits- und Lebenswelt ein weitreichender gesellschaftlicher Wandel ein. Die rechtliche Gleich stel lung der Frau innerhalb der Familie, die Einführung der gleitenden Arbeitswoche, die Diskussion um die Gestaltung und Finanzierung einer weiteren Fernseh an stalt und die Debatten um eine grundlegende Veränderung der Sozialhilfe sind nur einige wenige von vielen Beispielen. Die SPD verabschiedete sich am Ende der »Adenauer-Ära« vom Marxismus.
Die Gestalt von Kirche und Katholizismus in Deutschland wurde in diesen politischen und gesellschaftlichen Wandel ein bezogen. Das Bemühen der Bischöfe um kirchliche Geschlossenheit und gesellschaftliche Mitwirkung im Sinne der »Katholischen Aktion« erreichte in dieser Phase seinen Höhepunkt. Das Wirken der Laien in der »Welt« wurde zu einem wesentlichen Bestandteil von »Kirche«.
Es zeichneten sich allerdings mehr und mehr die Grenzen einer prägenden Mitgestaltung der Bundesrepublik und damit ein Ende des Katholizismus in seiner »alten« Form und Gestalt ab. Die Bischöfe drängten mit beeindruckender Zähigkeit, wenn auch nicht immer erfolgreich, auf den Schutz der christlichen Ehe und Familie, den Fortbestand der christlichen Gewerkschaften neben dem übermächtigen DGB, auf die Festschreibung der kirchlichen Positionen im öffentlichen Bildungswesen und nicht zuletzt auf die Wahrung des arbeitsfreien Sonntags.
Die mehr als 300 in diesem Band edierten, kritisch kommentierten Konferenzprotokolle, Berichte und Briefe aus den Aktenbeständen der Erzbischöfe von Köln und von München und Freising ermöglichen für die Jahre 1956–1960 einen unmittelbaren Einblick in das Denken und Handeln der katholischen Bischöfe am Vorabend des epochalen Zweiten Vatikanischen Konzils.
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