Breitinger, Hilarius: Als Deutschenseelsorger in Posen und im Warthegau 1934–1945. Erinnerungen, 2. Aufl., Mainz 1986
Noch nicht zwei Jahre Priester, wurde Pater Hilarius Breitinger OFM Conv. im Frühjahr 1934 von Würzburg aus als Deutschenseelsorger nach Posen entsandt. Er mußte einspringen, weil sein Vorgänger den polnischen Behörden durch allzu erfolgreiches Wirken mißliebig geworden war. Welche Grenzen der Seelsorgsarbeit für eine anderssprachige Volksgruppe im Polen der Zwischenkriegszeit gezogen waren, konnte er seinerseits bald an Ort und Stelle erfahren. Nach Hitlers Einfall in Polen schwebte er während eines Internierungsmarsches im Kriegschaos hinter den polnischen Linien zwei Wochen lang in höchster Lebensgefahr. Posen wurde nun Hauptstadt des Warthegaus und Sitz des unumschränkt herrschenden Reichsstatthalters Greiser, des Verfechters eines brutalen Eindeutschungskonzepts und einer radikal antichristlichen Religionspolitik. Aus eigenem Erleben schildert P. Breitinger in seinen Erinnerungen die Phasen nationalsozialistischer Gewaltpolitik im »Mustergau« Wartheland, die schikanöse Reglementierung aller kirchlichen Lebensäußerungen, den zermürbenden Kampf um die Wahrung einer Restseelsorge. Er ist dazu um so berufener, als er persönlich in den Brennpunkt der Auseinandersetzungen geriet, zunächst an der Seite des ersten Apostolischen Administrators Paech, um dann als dessen Nachfolger von 1942 bis 1945 die letzte pastorale Verantwortung für die deutschen Katholiken im Warthegau zu übernehmen. Wie es ihm gelang, sich in diesem ungleichen Ringen mit dem übermächtigen NS-Staat wider alle Hoffnung und trotz aller Niederlagen zu behaupten, weiß er anschaulich zu schildern, angefangen vom täglichen Kleinkrieg mit der Gestapo über den massiven Druck der Behörden auf kirchentreue Katholiken, die Einschüchterungsversuche von Greisers Funktionären auf den Administrator bis hin zum heimlichen Zusammenwirken mit den polnischen Glaubensgenossen.
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