Fritz Gerlich – ein Publizist gegen Hitler. Briefe und Akten 1930–1934, bearb. v. Rudolf Morsey, Paderborn [u. a.] 2010
Dr. Fritz Gerlich zählt zu den frühen Opfern des Hitler-Regimes. Er wurde bereits am 9. März 1933 verhaftet und am 30. Juni 1934, im Zuge des »Röhm-Putsches«, in Dachau ermordet. In der umfangreichen Literatur zur Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus ist von ihm immer noch eher beiläufig die Rede. Dabei entwickelte dieser scharfsinnige Münchner Publizist vom Juli 1931 an seine Wochenschrift »Illustrierter Sonntag«, ab 1932 »Der gerade Weg«, zu einer Kampfzeitung gegen den totalitären Nationalsozialismus. In geradezu prophetischer Voraussicht warnte Gerlich vor dessen zerstörerischer Ideologie, aber eben so vor der des Bolschewismus. Dabei griff er unentwegt Hitler und seinen Führerkreis direkt und massiv an, kritisierte aber auch Brünings verhängnisvolle »Diktatur-Politik«. Sein wichtigster literarischer Mitstreiter war der Eichstätter Jugendseelsorger und Schrift steller P. Ingbert Naab OFMCap. Den Verlag der Zeitung finanzierte Erich Fürst von Waldburg-Zeil.
Der 1883 in Stettin geborene, im Calvinismus erzogene und seit 1901 in München wohnende Historiker und Archivar erfuhr 1927, damals Chefredakteur der »Münchner Neuesten Nachrichten«, durch die Begegnung mit der stigmatisierten Therese Neumann in Konnersreuth ein Damaskus-Erlebnis. Seit dem verteidigte er, seit 1929 wieder im Archivdienst, unbeirrt deren Glaubwürdigkeit und konvertierte zum Katholizismus. Er wagte, in Erfüllung der ihm durch Therese Neumann weiterhin bestätigten »Missionsaufgabe« – Erneuerung der Gesellschaft auf naturrechtlicher Grundlage –, den Aufstand des Gewissens. Dessen Konsequenz war er sich bewusst.
Den Kern der Edition bildet der Briefwechsel aus Gerlichs Nachlass, ergänzt durch amtliches Schriftgut aus seiner 16-monatigen »Schutzhaft«, während der er aus dem Staatsdienst entlassen wurde, sowie durch Zeugnisse von Leidensgefährten und ausländische Presseberichte.
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