Reihe B: Forschungen
Heitzer, Horstwalter: Der Volksverein für das katholische Deutschland im Kaiserreich 1890–1918, Mainz 1979
In der vorliegenden Untersuchung wird die soziale und staatsbürgerliche Bildungs- und Schulungsarbeit des Volksvereins für das katholische Deutschland kritisch untersucht und gewürdigt. Dabei konnte erstmals auch das lange Zeit als verschollen geltende Vereinsarchiv ausgewertet werden.
Am Beispiel des Volksvereins, der bis heute größten katholischen Massenorganisation mit über 800 000 Mitgliedern, läßt sich das enge, wenngleich keineswegs immer konfliktfreie Zusammenwirken von Verbandskatholizismus, politischem Katholizismus und Episkopat im Wilhelminischen Deutschland aufzeigen. Der durch seine Gründungsväter Franz Brandts, Franz Hitze und Ludwig Windthorst der Weltarbeit verpflichtete Laienverein stand im Mittelpunkt einer tiefgreifenden innerkatholischen Kontroverse, bei der es um eine Klärung der Auffassungen von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft ging. Der von Mönchengladbach aus geleitete Volksverein war »Vorschule« und »Ratgeber« der katholischen Vereine. Als größte außerparlamentarische Organisation der deutschen Katholiken suchte er die öffentliche Meinung für eine christliche Sozialreform zu gewinnen und über seine parlamentarischen Mitglieder Einfluß auf die staatliche Sozialpolitik zu nehmen. Dabei bediente er sich mit Erfolg aller damals verfügbaren Medien.
Der Volksverein verstand sich als »sozialpolitische Avantgarde« der Zentrumspartei und unterstützte mit den christlichen Gewerkschaften die soziale und staatsbürgerliche Gleichberechtigung der katholischen Arbeiter. Er forderte die Beseitigung der Bildungsbarrieren als Voraussetzung sozialer Versöhnung, Überwindung des Klassenkampfs, Sicherung des sozialen Friedens und personale Verwirklichung des mündigen Menschen im politischen und gesellschaftlichen Raum.
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