Reihe B: Forschungen
Wolf, Hubert (Hrsg.): Eugenio Pacelli als Nuntius in Deutschland. Forschungsperspektiven und Ansätze zu einem internationalen Vergleich, Paderborn [u. a.] 2012
Im Vatikanischen Geheimarchiv sind seit 2003 und 2006 einzigartige Quellenbestände für die Forschung zugänglich: die Akten aus dem Pontifikat Papst Pius’ XI., das die weltgeschichtliche Umbruchsphase zwischen den beiden Weltkriegen umfasst. Dazu zählen die Berichte, die Eugenio Pacelli als Nuntius in Deutschland zwischen 1917 und 1929 nach Rom sandte. Als päpstlicher Gesandter, Kardinalstaatssekretär und anschließend als Papst Pius XII. prägte Pacelli mehr als vier Jahrzehnte lang maßgeblich die Geschicke des Vatikans. In einem von der DFG finanzierten Langzeitvorhaben werden in Münster etwa 6.500 Nuntiaturberichte in einer kritischen Online-Edition der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der vorliegende Band publiziert die wissenschaftlichen Beiträge eines internationalen Symposions, das sich 2010 Eugenio Pacellis Wirken widmete. Sie zeigen zum einen die Möglichkeiten auf, die sich durch eine umfassende Erschließung und Auswertung der neu zugänglichen Quellen ergeben. Zum anderen werden durch die international vernetzten Forschungen die bislang noch weitgehend national bestimmten Sichtweisen auf Pacelli und die Römische Kurie in der Zwischenkriegszeit aufgebrochen.
Die Beiträge ordnen die vielfältigen Aktivitäten des wohl bedeutendsten diplomatischen Gesandten des Vatikans in einen größeren Zusammenhang ein. Sie fragen nach den zugrundeliegenden Strukturen, Normen und Wahrnehmungsmustern, die später auch seinen Pontifikat entscheidend geprägt haben dürften. Weitere Fallstudien über die Nuntien in Österreich, Frankreich, Italien, der Tschechoslowakei und Polen sowie der katholischen Parteien in verschiedenen europäischen Ländern ermöglichen einen transnationalen Vergleich.
Auf diese Weise werden Umrisse der römisch-katholischen Kirche als bedeutsamer »global player« der krisengeschüttelten Zwischenkriegszeit erkennbar.
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