Reihe B: Forschungen
Kiefer, Rolf: Karl Bachem 1858–1945. Politiker und Historiker des Zentrums, Mainz 1989
Der Kölner Zentrumspolitiker Karl Bachern (1858–1945) hat die Politik seiner Partei um die Jahrhundertwende als Abgeordneter mitgestaltet und jahrzehntelang durch eine dichte politische Publizistik begleitet und beeinflußt. Diese Schriften und seine neunbändige Geschichte des Zentrums bilden, zusammen mit seinem umfangreichen Nachlaß, eine unverzichtbare Quelle für die Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts. Bisher fehlte jedoch eine Darstellung über Leben und Wirken dieses rheinischen Juristen.
Der Kölner Verlegersohn und Rechtsanwalt war kein Staatsmann oder Politiker, der Macht oder Ämter in Staat und Partei anstrebte. Bachern agierte geschickt im Hintergrund, eine »graue Eminenz« neben den eigentlichen Parteiführern, eine verläßliche Stütze im Machtzentrum der Partei. Seine guten Kontakte zum Vatikan waren für das katholische Zentrum und seine Richtung unverzichtbar. Bachems »direkter Draht« nach Rom und sein Geschick, politische Ziele zu setzen und durchzusetzen, verschafften ihm während seiner Abgeordnetenzeit in Berlin (1889–1906) auch eine Schlüsselrolle bei der Verabschiedung des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Bachern war aber mehr als ein »ausgefuchster« Parlamentarier mit politischem Augenmaß. Er war ebenso, als konservativer Intellektueller, Parteitheoretiker und schließlich »Chefideologe« des Zentrums.
Die Studie von Rolf Kiefer zeigt aber auch eine andere Seite von Bachems Persönlichkeit. Dieser »Rebell von rechts« wollte während des Ersten Weltkriegs durch Unterstützung einer annexionistischen Kriegsziel- und Durchhaltepolitik die nationale Rehabilitierung der Katholiken erreichen. Er war jedoch Realist genug, in der Weimarer Republik schnell wieder zum alten Zentrumskurs zurückzufinden. Sein Lebensziel, die Bildung einer Volkspartei auf interkonfessionell-christlicher Grundlage, wurde allerdings erst kurz vor seinem Tod Wirklichkeit. Bachern begrüßte daher die Gründung der Christlich-Demokratischen Union, hatte er sie doch durch sein Lebenswerk ideell mitvorbereitet.
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