Reihe B: Forschungen
Schlott, René: Papsttod und Weltöffentlichkeit seit 1878. Die Medialisierung eines Rituals, Paderborn [u. a.] 2013
Sterben, Tod und Begräbnis der Päpste folgten seit jeher althergebrachten Ritualen. Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden auch diese religiösen Vorgänge wie nie zuvor medial durchdrungen und Teil der Öffentlichkeit. Presse, Hörfunk, später das Fernsehen berichteten jedoch nicht nur über den Papsttod. Vielmehr deuteten sie auch das Geschehen. Dadurch beeinflussten sie nachhaltig sowohl dessen öffentliche Wahrnehmung als auch seine kollektive Erinnerung. Diese Medialisierung wirkte auf jene zurück, die für das Ritual und seine öffentliche Gestaltung die Verantwortung trugen.
Die kultur- und mediengeschichtlich geleitete Studie geht diesem dynamischen Wandel von »Papsttod« und »Weltöffentlichkeit« zwischen 1878 und 1978 im Spiegel der internationalen Presse nach. Dabei zeigt sich, dass entgegen einer voranschreitenden »Entzauberung der Welt« (Max Weber) das öffentliche Faszinosum des Papsttodes erhalten blieb.
Die überragende Stellung, die der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche innehat, sorgte dafür, dass sein Ableben stets als eine bedeutende Zäsur wahrgenommen wurde und eine entsprechende grenzüberschreitende Medienpräsenz erfuhr. Dazu trug entscheidend bei, dass der Vatikan seit Beginn des 20. Jahrhunderts das Ritual des Papsttodes einer sich wandelnden Öffentlichkeit behutsam anpasste. Die technische Modernisierung der vatikaneigenen Medien ermöglichte es, die Medienpräsenz des Ereignisses zu steuern. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) justierte schließlich das lange Zeit ambivalente Verhältnis der katholischen Kirche zur massenmedialen Öffentlichkeit neu. Die globale Anteilnahme am Papsttod und seine Medialisierung gipfelten 2005 im öffentlichen Sterben und Tod von Papst Johannes Paul II.
Das vorliegende Buch betritt Neuland: Es löst sich von den bekannten kirchengeschichtlichen Perspektiven auf das Papsttum und vermittelt Einsichten in übergreifende und langfristige Form- und Strukturwandlungen der katholischen Kirche von der »Moderne« bis in die Gegenwart.
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