Reihe A: Quellen
Ludwig Windthorst. Briefe 1834–1880, bearb. v. Hans-Georg Aschoff u. Heinz-Jörg Heinrich, Paderborn [u. a.] 1995
Ludwig Windthorst (1812–1891) gehört als Führer der Zentrumspartei zu den herausragenden Persönlichkeiten in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus und des politischen Katholizismus. In Ostercappeln bei Osnabrück geboren, wurde er in dem mehrheitlich protestantischen Königreich Hannover als erster Katholik in ein Ministeramt berufen (1851–1853 und 1862–1865). Nach der Annexion Hannovers durch Preußen 1866, die er aufgrund eines ausgeprägten Rechtsbewußtseins ablehnte, war er an der Organisation der hannoverschen Oppositionsbewegung beteiligt. Nach der Reichsgründung schloß er sich der Zentrumspartei an, die seinen reformkonservativen, christlichen Grundanschauungen am nächsten kam und in der er zu einer unangefochtenen Führungsposition gelangte. Im Kulturkampf entwickelte sich Windthorst zum »gefährlichsten innenpolitischen Gegner Bismarcks« (W. Bußmann). Trotz aller Anpassungsfähigkeit an politische Veränderungen waren die Verteidigung der Religion und der Rechte der Kirche, die Sicherung der konstitutionellen und liberalen Freiheiten und der Einsatz für die unbeschränkte Geltung des Gleichheitsgrundsatzes bestimmende Grundlinien seines Handelns. Sein Eintreten für Toleranz und Parität sowie seine Bemühungen, die politische Unabhängigkeit des Zentrums zu sichern und ihm einen interkonfessionellen Charakter zu geben, blieben auch nach seinem Tod wichtige Ziele der Partei.
Der vorliegende Band enthält meist unveröffentlichte Briefe aus Windthorsts umfangreicher Privatkorrespondenz vom Beginn seiner politischen Tätigkeit bis zur Einleitung der Friedensverhandlungen im Kulturkampf. Die Edition basiert auf der Auswertung zahlreicher Archive und umfaßt über 450 Schriftstücke. Diese geben u. a. Auskunft über Windthorsts politisches Wirken im Königreich Hannover vor 1866, seine Tätigkeit im Dienst des entthronten hannoverschen Königshauses, über seine Stellung in der Zentrumspartei, seine Haltung zu innenpolitischen Problemen des Deutschen Kaiserreiches und seinen Beitrag zur Beilegung des Kulturkampfes.
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